Über ein schöneKritik durften wir uns freuen als Mitwirkende bei der h-moll-Messe von J.S. Bach am 16.11.2014 in Hagen:
Quelle: Westfalenpost
Ovationen für Nonplusultra der Kirchenmusik
Manfred Kamp wagt sich an Bachs h-Moll-Messe und wird mit den Musikern vom Publikum gefeiert
von Renate Schmoll
Hagen. Eine riesige Zuhörerschar strömte am Sonntagnachmittag in die Johanniskirche: Bachs hMoll-Messe, das Nonplusultra der Kirchenmusik, ist wegen der enormen Schwierigkeiten bei der Einstudierung nur selten zu hören.
In der ausführlichen Einführung im Programmheft ist zu lesen, dass selbst Mendelssohn 1838 den Plan verwarf wegen der „furchtbar schweren Chöre“.
Desto höher ist die Leistung von KMD Manfred Kamp zu bewerten, die das Publikum zum Schluss mit stehenden Ovationen und unendlich langem Beifall, Jubelrufen und Getrampel zu einer glatten „Eins“ hochstufte.
Dem Johannis-Vokalensemble, Mitgliedern der Johanniskantorei und dem Forum Vocale Arnsberg (Einstudierung und Orgel-Continuo: Angelika Ritt-Appelhans) gelangen in den zahlreichen Chorsätzen, von der Vierstimmigkeit bis zum Doppelchor ausgebaut, eine überzeugende Interpretation. Das Klangvolumen aller Stimmen war ausgeglichen, schwingende, schnelle Vokalisen wurden durch rhythmisch betonte Akzente zusammengefasst.
Polyphone Strukturen blieben nachvollziehbar. Akkordische Partien bestachen durch textorientierte Höhepunkte. Die Fuge des „Kyrie“ nahm einen breiten Raum ein und schilderte in düster drückender Stimmenverflechtung das Elend des sündigen Menschen.
Perfekt agierendes Orchester
Die Capella Westfalica auf Barockinstrumenten mit Konzertmeisterin und Solistin Mechthild Werner stimmte als perfekt agierendes Orchester in der Begleitung mit dem Chor überein, Phrasierungen und Laut-leise-Schattierungen übernehmend. Das „Christe Eleison“ stellte Gudrun Sidonie Otto, Sopran, und Franz Vitzthum, Altus, vor, deren Stimmen in Parallel-Führung verschmolzen, beide mit klarem schlankem Timbre und gebremstem Vibrato. Der Altus mit typisch männlichem leicht rauchigem Hauch im Gesang übernahm in „Qui sedes ad dextram Patris“ Motive der Solo-Oboe d’amore (Ina Stock); zum Träumen schön schwangen seine Koloraturen, auch diese verwandt mit den unendlichen weichen Tongirlanden der Begleitung. In der Sopran-Arie „Laudamus te“ umspielte die Solo-Geige mit filigran zartem Ton die Sängerin.
Marcus Ullmann, Tenor, lieferte sich im „Benedictus“ mit der virtuosen Solo-Flöte (Eva Morsbach) ein brillantes Duett, auch er die ideale Besetzung für Kirchenmusik. Gotthold Schwarz, Bariton, hatte in der Arie „Quoniam, tu solus sanctus“ den Hornisten (Johannes
Leutfink) als Partner; er sang ausdrucksvoll in höheren Lagen, in der Tiefe schwächelte er etwas.
Ohne „Kickser“
Der Bläser dieses schwierige Naturtöne produzierenden Instruments meisterte seine Rolle ohne „Kickser“, die auch in renommierten Orchestern zu fürchten sind. Dem Jubel des Schluss-Chores „Dona nobis pacem“ mit „Pauken und Trompeten“ folgte zunächst minutenlanges Schweigen, bis das Publikum seinerseits – allerdings mit profanem Getöse – in Jubel ausbrach.